Aktualisiert am 16.03.2021
6. Die Arbeitswelt

Wieviel verdienen Programmierer?

Zunächst mal ein Caveat von meiner Seite: die im Folgenden genannten Zahlen beruhen weitestgehend auf meinen persönlichen Erfahrungswerten und sind nicht das Ergebnis breit angelegter Studien mit vielen Daten. Daher sollten sie auch nur als Orientierung gelten.

Wie bereits in anderen Beiträgen beschrieben, habe ich mir meine autodidaktische Ausbildung zum Programmierer größtenteils durch meine Kunden bezahlen lassen. Ich habe als Freelancer mit einfachen, kleineren Projekten und auch mit meinem Stundensatz ganz unten angefangen.

Eine kurze Geschichte meiner Gehaltsentwicklung

Meine ersten Jobs hatte ich zu einem Stundensatz von knapp fünfzehn Euro netto (also ohne Umsatzsteuer) gemacht. Viel zu wenig für einen Programmierer — aber angemessen für mein damaliges Erfahrungslevel. Dabei blieb es nicht lang: im Grunde hatte ich mit jedem neuen Auftrag auch meinen Stundensatz leicht nach oben korrigiert, bis ich nach etwa einem Jahr bei dreißig Euro angekommen war. Nach etwa zwei Jahren war ich mit einem Stundensatz von vierzig Euro sehr zufrieden und hatte das Gefühl im Geld zu schwimmen (der Schein trügt allerdings, um sich als Freelancer über Dinge wie zum Beispiel eine Altersvorsorge Gedanken machen zu können, muss der Lohn etwas höher ausfallen).

Ausgerechnet einer meiner damaligen Stammkunden sagte mir dann, dass ich für meine gute Arbeit auf jeden Fall mehr Geld verlangen könnte — und das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Ich erhöhte meinen Stundensatz auf sechzig Euro und fand damit ein sehr komfortables Level, auf dem ich mehrere Jahre arbeitete, günstiger war als viele Konkurrenten, kein schlechtes Gewissen dabei hatte noch viel dazuzulernen und kein einziger Auftrag aufgrund eines zu hohen Preises verloren ging.

Zwischendurch machte ich dann einen Ausflug in eine Festanstellung und ließ mich nach etwa fünf Jahren in Teilzeit als Senior Entwickler anstellen, zu einem Gehalt von 53.000 Euro umgerechnet auf Vollzeit. Die Rahmenbedingungen waren aber suboptimal: ich wollte eigentlich nicht mehr allein für Riesenprojekte verantwortlich sein und weniger stressige Phasen haben; beides bekam ich dort nicht, so dass für mich auch kein Grund bestand, dort weniger zu verdienen als in der Selbstständigkeit, wenn ich dadurch nicht die gewünschten Vorteile bekam.

Also zurück in die Selbstständigkeit und dank mehr Erfahrung auch zu einem höheren Stundensatz. Ich erhöhte auf achtzig Euro netto und verlor das erste Mal Ausschreibungen wegen eines zu hohen Preises. Wenn ich heute einen Sweet Spot für meinen Stundensatz nennen müsste, dann würde ich wohl fünfundsiebzig Euro sagen — damit verdient man definitiv gutes Geld, steht aber nicht so unter Leistungs- und Konkurrenzdruck.

Mittlerweile habe ich die Arbeit als Freelancer quasi komplett an den Nagel gehängt, arbeite in Teilzeit als Senior Developer in einem Unternehmen, in dem ich mich rundum wohl fühle und arbeite den Rest der Zeit an eigenen Projekten. Wie viel ich aktuell verdiene, darf ich aus vertraglichen Gründen nicht verraten, aber es ist deutlich besser als in meiner letzten Anstellung.

Richtlinie für Jahresgehälter

  • Junior Entwickler mit etwa 0-3 Jahren Erfahrung: 25.000 - 35.000
  • Intermediate Entwickler mit etwa 2-5 Jahren Erfahrung: 35.000 - 50.000
  • Senior Entwickler ab ca. 5 Jahren Erfahrung: 45.000 - 75.000

Natürlich zählen hier am Ende deine Fähigkeiten, und nicht die Jahre, die du auf dem Buckel hast. Aber als grobe Orientierung sollte es reichen. Außerdem macht es einen großen Unterschied, in welcher Branche du arbeitest: wenn du für eine Bank arbeitest, kannst du natürlich mehr verdienen, als wenn du für ein Social Impact Startup arbeitest.

Aufwärts geht's danach übrigens nur noch mit Personalverantwortung: je mehr davon, desto mehr Geld gibt's auch, von 80.000 bis 250.000 ist da alles drin.

Richtlinie für Stundensätze

Stundensätze für Programmierer variieren stark mit Erfahrung, Branche und dem Fachgebiet —je weniger Konkurrenz in deinem Fachgebiet, desto höher auch dein Stundensatz; als grobe Richtlinie kannst du aber mit 20 Euro plus weitere 10 für jedes Jahr Erfahrung rechnen. Die Job-Plattform GULP für Freelancer bietet zur Kontrolle einen guten Stundensatzkalkulator (opens new window).

Noch ein kleiner Tipp zum Schluss: du wirst merken, wenn du an die Obergrenze für dein Jahresgehalt oder deinen Stundensatz gekommen bist; wenn dein Preis ohne Zähneknirschen akzeptiert wird, warst du zu günstig.